heute vor 10 jahren ging das erdenleben unserer zweiten tochter (klick) zuende.
nach achteinhalb monaten schweren lebens und leidens hatte sie keine kraft mehr.
seitdem fehlt sie. mir, uns.
die trauer wurde milder mit den jahren, doch sie verschwindet nicht. vermutlich nie (und das ist auch gut so).
und wie ist das so, nach 10 jahren?
traurig, ja, und normal, und so alltäglich. heute zum beispiel hab ich nicht ständig daran gedacht, welcher tag heut ist. ich hatte sogar eine ausgesprochen entspannte, schöne zeit. es existiert alles nebeneinander, miteinander: die traurigkeit, die fröhlichkeit, streit und zank und liebe und alles. leben eben.
neben der traurigkeit existiert auch das wissen, daß mein leben nicht wäre, wie es jetzt ist, wenn sie weitergelebt hätte. die nachfolgenden kinder wären nicht zu uns gekommen, zumindest nicht diese kinder zu diesem zeitpunkt. ich wäre als mutter eines schwerstmehrfachbehinderten kindes zumindest die ersten jahre total eingespannt gewesen, ständig unterschlafen, sehr erschöpft, grauhaariger, dicker, faltiger als ich es eh bin. andere wohnsituation, anderes auto..., ALLES wäre anders, nichts wie es jetzt ist.
ich möchte mein jetziges leben nicht missen, besonders die kinder gäb ich nie her, und doch fehlt sie mir. dabei wäre das eine nicht ohne das andere möglich. doch mit diesem widerspruch kann ich leben, habe mich in ihn hineingelebt. weil ich nicht die wahl habe. weil es ist, wie es ist. (und natürlich hätt ich am liebsten die kleine heil und gesund und alle anderen kinder dazu!)
auf einem regal im wohnzimmer steht ein foto mit einer kerze, ein paar kleinigkeiten dabei, ein wachsengelchen, steine, schnecken, besonderheiten. so ist sie immer bei uns, nicht nur im herzen, sondern mittendrin, unübersehbar. auch den anderen kindern ist sie im bewußtsein, mehr oder weniger, obwohl zwei sie gar nicht erlebt haben. und immer mal wieder taucht sie im gespräch auf, ganz selbstverständlich. das ist mir wichtig, daß kein seltsamer schleier darüberliegt, ich gehe auf alles ein, beantworte alle fragen, wieso auch nicht. schweigen, verschweigen ist gift, tut nicht gut.
deshalb und überhaupt und immer wieder:
" beim aufgang der sonne
und bei ihrem untergang
erinnern wir uns an dich.
beim weben des windes
und in der kälte des winters
erinnern wir uns an dich.
beim öffnen der knospen
und in der wärme des sommers
erinnern wir uns an dich.
und bei ihrem untergang
erinnern wir uns an dich.
beim weben des windes
und in der kälte des winters
erinnern wir uns an dich.
beim öffnen der knospen
und in der wärme des sommers
erinnern wir uns an dich.
beim rauschen der blätter
und in der schönheit des herbstes
erinnern wir uns an dich.
zu beginn des jahres
und wenn es zuende geht
erinnern wir uns an dich.
wenn wir müde sind
und kraft brauchen
erinnern wir uns an dich.
wenn wir verloren sind
und krank in unserem herzen
erinnern wir uns an dich.
wenn wir freuden erleben,
die wir so gerne teilen würden,
erinnern wir uns an dich.
solange wir leben
wirst auch du leben,
denn du
bist nun ein teil von uns,
weil wir uns an dich erinnern."
(aus dem jüdischen gebetsbuch)
Das hast du so Herzlich geschrieben ,und sie bleiben immer in unseren Herzen .Ein wunderschönes Wochenende für dich
AntwortenLöschenIch spüre, wie gut es dir tut, über sie zu schreiben, zu reden und an sie zu denken. Mir fällt es so auch leichter und ich persönlich finde es wichtig, so mit dem Tod eines nahen Menschen um zu gehen. In der Stille passiert eben Stilles. Ich danke dir.
AntwortenLöschenJetzt habe ich Deinen Blog auch gefunden! Und dann gleich dieser Text. Den hatte ich ganz lange über dem Foto meines Sternenkindes an der Wand hängen. Er bringt mich immer noch zum Weinen. Alles Gute für Dich und Deine Lieben, ein lieber Gruß von Greta
AntwortenLöschenUnd danke für den Link!
Dein Post berührt mich sehr. Der Text liest sich für mich neben der Trauer aber auch klar und ruhig. Sehr beeindruckend. Meine Freundin hat letztes Jahr ihr Kind verloren und noch ist es unvorstellbar, dass die Trauer irgendwann einmal nicht mehr so viel Platz einnimmt.
AntwortenLöschenDas Gedicht finde ich sehr, sehr schön. Ich glaube, das zeige ich meiner Freundin mal.
Liebe Grüße.