ich glaube, in der letzten schrot und korn las ich davon, daß es inzwischen neben teilautos, tausch- und verleihkreisen etc auch reparaturcafés gebe. das fand ich so spannend, denn mir geht es gehörig auf den senkel, daß die neumodischen dinge oft regelrecht auf verschleiss und nichtmehrreparierbarkeit gebaut werden (und auf den geldbeutel gehts auch). denn auch wenn ein toaster heute für einen zehner zu haben ist, möchte ich doch trotzdem, daß er länger als zwei jahre seinen spärlichen dienst versieht.
also hab ich die suchmaschine um rat gefragt, und erfuhr, daß es hier in der großen stadt auch sowas gibt, und zwar einmal im monat, was letzten sonntag war. jippieh! der cd-spieler der großen tochter stottert, der mixer spinnt und die nähmaschine hat einen kaputten lichtschalter. nix wie hin...
die nähmaschine ließ ich mal daheim, denn erstens ist sie schwer, und zweitens wollt ich nicht gleich mit einem riesen auftragskontingent dort auflaufen. also gut.
das reparaturcafé befindet sich in einem kleinen alten, stillgelegten und maroden bahnhof mit dem typischen charme, und als wir ums gebäude rum der wegbeschreibung folgend noch etwas zaghaft zum hintereingang gehen, ahne ich noch nicht, was mich erwartet. die tür aufgemacht, und in der alten, unrenovierten bahnhofshalle brummt und summt es: cafébetrieb vom feinsten, alte sofas auf palettenpodesten, caffeduft und sonnenstrahlen durch ewig nicht geputze fenster hoch oben *hach*. alle leute in winterjacken, der raum wird nur von menschlicher wärme geheizt. ein bißchen flair von besetzten häusern. (das gebäude steht an einer stillgelegten bahnhofstrecke, die zur fahr-und fußwegtrasse ausgebaut wurde. besonders an sonnigen sonntagen ein beliebter aufenthaltsort, daher der rege cafébetrieb.)
ich finde keinen hinweis auf das reparaturcafé, so sehr ich auch blicke, dafür staune ich erstmal ne runde. die beiden mitgekommenen kinder werden ungeduldig, da frag ich mich durch und werde durch die stahltür geschickt. ein paar schritte weiter ein großer raum (so 8x10m) mit vielen fenstern, in der mitte an einem großen tisch mit bestimmt 10 arbeitsplätzen sitzen lauter menschen mit schraubendrehern und geräten in der hand. drumrum gedränge von kunden und interessierten. boah. da werden alte filmabspielgeräte ebenso aufgeschraubt wie bügeleisen, kaffee- und und küchenmaschinen, stereoanlagen und computer. staunen, schauen, warten, die kinder mosern etwas, ich fühl mich sauwohl.
nach ca.15 minuten widmet sich uns ein junger mann. zum cdspieler schüttelt er den kopf, keine erfahrung. den mixer schraubt er auf, wir entdecken eine große menge feinster ablagerungen (ob mehl oder kunststoffabrieb, das ist nicht zu erkennen. wir mögen nicht probieren.). er holt hier was aus einem schrank, da einen schlauch, fragt einen kollegen etwas, schleppt sachen nach draußen. ah, ein pressluftgerät älteren datums wird zusammengebaut, um unseren mixer sauberzupusten! großes geschütz für kleines altes gerät. fast hab ich ein bißchen schlechtes gewissen ob des aufwandes. nach der reinigungsprozedur und dem erneuten zusammenbau macht der mixer zwar immer noch seine schrillen töne, doch immerhin läßt er sich wieder stufenlos schnell und langsam schalten. der nette mann erklärt mir noch das innenleben und daß wohl nicht viel mehr getan werden kann, denn die zahnräder des antriebs sind zt aus kunststoff, der sich schon ordentlich abgenutzt hat, weshalb das getriebe auch schon spiel hat, daher die geräusche. doch ich bin sehr zufrieden, danke! ich tu noch eine spende in die große dose.
ich bin wirklich sehr begeistert und beeindruckt. abgesehen vom tollen zweck des reparierens läuft das ganze ehrenamtlich, selbstverwaltet und völlig autark. da sitzen leute aller geschlechter und altersstufen am tisch und reparieren und erklären dir auch noch dein gerät, damit du es am besten beim nächsten mal selber machen kannst. toll!
so bin ich übrigens zum hand-und heimwerken gekommen: eine lampe vom flohmarkt war kaputt, und keiner im hause konnt sie mir heilmachen. hab ich sie halt aufgeschraubt und reingekuckt, da war eine schwarze stelle an einem kabel, sah verschmort aus. das kabel hab ich ausgetauscht, und die lampe funktionierte wieder. da war ich 16, das hat mir mut gemacht, und ich hab weiterprobiert. egal ob mit schraubendreher, nähmaschine oder hammer, erstmal probier ichs selber. es macht doch viel mehr sinn, die sachen zu reparieren statt sie wegzuwerfen, und billiger ist es auch ;-)
nächsten monat kommen wir wieder, denn im raum nebenan befindet sich das fahrradreparaturcafe, und wir haben zwei defekte lichtanlagen an den drahteseln. ich freu mich drauf!
Das ist ja toll selbst ist die Frau und das es sowas gibt das gefehlt mir ich laufe ja gleich zum Opa er liebt es dinge aufzuschrauben und wider heil zu machen .lg galina
AntwortenLöschenToll!!! Ich bin begeistert, was wunderbares dabei herauskommen, wenn ein paar Menschen sagen, wir machen einfach.
AntwortenLöschenAlles Liebe, Katharina
Ich habe wirklich noch nie von solchen Reparaturcafes gehört. Vielen Dank für´s erzählen.
AntwortenLöschenWir haben viele unserer kleineren Geräte, wie Cafemaschine usw geerbt. Von Menschen, die sich trotz funktionierenden Gerätes etwas Neues kaufen wollten. Gut für den Geldbeutel und Müllvermeidung...
Liebe Grüße
Habe dich bei meinen liebsten Blogs nominiert: http://micha-morethanwords.blogspot.de/2014/02/liebster-blog.html
AntwortenLöschenMach gerne mit, wenn du Lust hast,
LG, Micha
Oh klasse, das finde ich toll, wenn Leute was gegen den Wegwerfwahn machen! Schön, dass Du diese Erfahrung weitergibst, sowas gibts bestimmt auch hier in Berlin... Finde allgemein das "Weniger" ein gutes Ziel - weniger wegwerfen, haben, kaufen, brauchen... Und freu mich immer über Anregungen dazu.
AntwortenLöschenLiebe Grüße! Greta