nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Freitag, 14. November 2014

novemberfreuden: wenn der nebel sich lichtet

in den letzten tagen war mir so richtig novemberig: trübe, traurig, fröstelig, deprimiert. müde und kraftlos. es lag viel traurigkeit in der luft, egal wohin ich sah: zähe gedanken zum loslassen, zeitungsartikel, bewegende blogposts an anderer stelle (die ich aber nicht verlinken mag, um die trauer nicht zu verbreiten. jede von euch hat genug grund, traurig zu sein). gleichzeitig war das wetter absolut entsprechend: nebelig, trübe, feucht, bäh. ich saß auf dem dicken teppich, an die heizung gekuschelt (naja, angelehnt mit einem kissen) und versuchte kreativ und produktiv zu sein, was mir aber nicht gelang. meine verbleibende kraft verwendete ich darauf, lieb und geduldig mit den kindern zu sein. die trübnis hatte mich erfasst und wollte sich so richtig schön ausbreiten, so wie nebel über auwiesen wabert und umherzieht, nur nicht so romantisch-schön. eigentlich war mir nur noch zum heulen. das habe ich lange nicht mehr erlebt, seit ich kinder habe nicht mehr (also seit 14 jahren). und auch dieser umstand gab mir grund zum grübeln und trübsinn blasen: sind mir die kinder nicht mehr freude genug, bin ich nicht ausgelastet (haha), blabla. depri halt.

heute morgen, nach immerhin erholsamem schlaf, stand ich in der dunkelheit auf und spürte, wie sich die trüben gedanken wieder an meine schlaftrunkene seele anschlichen. da ging es wie ein ruck durch mich: "nein, das will ich nicht mehr! geht weg, lasst mich in ruhe!"  und erstaunlich, es gelang. ich weckte die kinder, durfte sogar kurz mal kuscheln, und dann ging das getriebe schon weiter. das unglaublichste: im laufe des vormittages lichtete sich sogar der echte himmel (also der da draussen) und die zartgoldene novembersonne kam heraus. bei der arbeit hatte sich unverhofft die gelegenheit ergeben, einen busausflug an den rhein zu machen und dort spazierenzugehen. ach war das schön! alle 6 bewohnerInnen tauten auf, genossen licht, wind und wasser, jedeR auf eigene weise. eine viertelstunde saßen und standen wir einfach nur still am ufer, die 6, unsere praktikantin und ich - bis uns die glockenschläge der nahen kirche mahnten, zum bus zurück zu gehen um heimzufahren. entspannt und zufrieden saßen danach alle im bus, manche gar summend. "so gefällt mir die arbeit", sagte ich zur praktikantin, "wenn ich die leute glücklich machen kann."

seitdem hüte ich das kleine licht in mir, um die trübnis von mir fern zu halten. ich habe mit der jüngsten strickend auf dem teppich gesessen, fürs verwandschaftliche backen am sonntag eingekauft und auch ein paar seelenschmeichler mitbebracht: minitomaten und orangen. und nachher, wenn alle geschichten gelesen sind, die kinder schlafen und die küche aufgeräumt ist, werde ich nicht am rechner sitzen und meine angel im netz auswerfen, damit sich nicht wieder unverhofft trübsinn darin fängt. nein, ich werde mir einen schönen becher tee machen, eine kerze oder mehrere anzünden und stricken, nähen oder zeichnen. oder früh ins bett gehen. (...aber dann kann ich den mann nicht mehr küssen, also lieber aufbleiben!)

euch da draussen wünsche ich ein licht für eure trüben stunden, wärme und geborgenheit.
habt es gut miteinander oder allein!

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