nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Freitag, 25. Juni 2010

johanni


sommersonnenwende. johanni.
wärme, licht, üppigkeit.
die natur strotzt nur so vor lebendigkeit.
so prall und voll das leben im moment ist, ist es doch eine zeit des umbruchs, denn die tage werden wieder kürzer, wir befinden uns am anfang des weges in die dunkle jahreszeit.
(fini hat dazu sehr schön geschrieben!)

wir waren am gestrigen johannitag auf diesem demeter-bauernhof außerhalb der stadt. dort wird jedes jahr in zusammenarbeit mit der örtlichen christengemeinschaft das johannifest gefeiert. es ist jedoch kein gemeindefest, sondern offen für alle, die daran teilnehmen mögen (wie zb uns 'satelliten').

es beginnt auf dem hof mit begrüßung, gemeinsamem singen und einer volkstümlichen geschichte zu johanni. dann wird ein teil der demeter-arbeit vorgestellt, in form eines kleinen vortrags mit praktischem bezug zum hof. gestern war es ganz praktisch eine vorstellung des (traumhaften) gemüseackers. danach wird das büffet aus mitgebrachten köstlichkeiten eröffnet und in großer runde gespeist (grillwürstchen gibt es auch). die zeit bis zum anbruch der dämmerung wird auf dem hof verbracht, musizierend, tanzend, plaudernd, sich nach einem jahr wiederbegegnend, genießend.

wenn dann das tageslicht schwindet, zieht eine karawane den hang hinauf auf die hügelkuppe, wo schon der wenige tage vorher kunstvoll aufgeschichtete holzstoß wartet. während die (größtenteils) erwachsenen dort einem vortrag zum religiösen hintergrund des johannifestes lauschen können, schnitzen die (größtenteils) kinder im unterhalb gelegenen wäldchen stöcke für stockbrot. mit den fertigen stöcken und brennenden fackeln ziehen sie dann zur hügelkuppe hinauf, selber (zaghaft) singend, vom gesang der oben wartenden empfangen. die kinder postieren sich um den holzstoß herum, und auf ein zeichen hin zünden sie ihn gemeinsam an. dann wird nur noch gestaunt, gesungen, gefeiert (und später in beseitegeharkter glut stockbrot gebacken.)


bevor die kinder gestern am rand des wäldchens ihre fackeln bekamen, erzählte der pfarrer ihnen etwas übers holz, was ich so bemerkenswert schön fand, daß ich es euch erzählen mag.
es ging sinngemäß so:

ein samenkorn keimt und wächst zu einem bäumchen heran.
jedes jahr reckt und streckt es sich der sonne entgegen,
bemüht, soviel licht wie möglich in sich aufzunehmen.
das bäumchen wird groß und größer, wächst zu einem stattlichen baum heran. und immer weiter reckt und streckt es seine äste und blätter der sonne entgegen, um immer mehr licht zu speichern.

und jedesmal, wenn ihr ein stück holz in der hand habt,
denkt daran, daß darinnen ganz viel sonnenlicht und sonnenkraft gespeichert sind. und wenn dieses holz dann verbrannt wird, so wie wir das gleich tun werden, läßt es das ganze gespeicherte sonnenlicht und die ganze kraft wieder frei.

eigentlich ist das 'nur' die geschichte von photosynthese und co2,
doch um sovieles schöner und begreiflicher ist dieses bild!



und zu später stunde auf dem rückweg verleihen immer die glühwürmchen dem abend einen letzten zauber. selbst gestern, nach diesem kalten frühjahr und der trockenheit der letzten wochen, waren sie zuverlässig da!

Sonntag, 20. Juni 2010

wohlige erschöpfung


...erfüllt mich, denn heute waren wir lange mit den rädern unterwegs.
und haben dabei den beweis erbracht, daß es möglich ist, mit kindern im oberbergischen land zu radeln.

allerdings haben wir etwas geschummelt und sind mit den rädern huckepack auf dem auto aus der stadt hinaus gefahren. innerstädtisch wäre es uns mit zwei verkehrsanfängerinnen doch zu heikel gewesen.

unsere tour führte bei kühlem, aber trockenem wetter von wermelskirchen-bergisch born über kleine landsträßchen über die höhen nach hückeswagen. dort ging es hinunter und dann im tal entlang auf einer gerade (noch nicht ganz) fertiggestellten fahrradtrasse nochmal weiter nach wipperfürth. nach einem picknick am dortigen sportflugplatz (heute mangels sonne keine segelflieger, leider) gings wieder zurück nach hückeswagen, wo herr siebensachen und die kinder eine imbissstube stürmten, während ich mich den berg wieder hinaufquälte meine beinmuskeln trainierte und die restlichen knapp 10 km zum autoabholen fuhr. zum glück hat mein radl 21 gänge, die ich gerade im unteren bereich sehr nützlich finde: ich mußte keinen meter schieben! *stolzbin*. nein im ernst, ich hab es ganz gern, mich ab+zu auszupowern, außerdem konnte ich so mal eine dreiviertelstunde allein nur für mich fahren. das übrige tourentempo war ja kindertempo ;-). besonders stolz bin ich aber auf das mittelkind, das mit ihren fünfeinhalb jahren bisher noch garkeine radtouren gefahren ist, nur so kleinkrams hier vorm haus und zum spieli. die ganze strecke, locker 20 km, ist sie auf ihrem rad mit den 12"(zoll)minirädchen wacker gestrampelt. und war noch nicht am ende! (ich wußte doch daß sie ein powerkind ist...!)

wir sind völlig begeistert, das ganze schreit nach wiederholung. (nur die jüngste findet es natürlich ein bißchen laaaangweilig da hinten auf dem kindersitz...)

hier in der region (und auch anderswo, vermute ich) ist ja gerade das trassen-fieber akut.
da werden alte, stillgelegte bahntrassen aus ihrem dornröschenschlaf gerissen wachgeküsst und mit geringen mitteln zu fahrradstrecken umgebaut.
abgesehen vom ein oder anderen naturschutzproblem (denn die trassen haben oft laaaang geschlafen und sind dementsprechend von anderen besiedelt worden) ist das eine ganz großartige sache, denn es entstehen autofreie überland- und durchdiestadt-wege mit geringsmöglicher steigung durch wunderschöne landschaften oder, innerstädtisch, mit ungewohnten stadtblicken. das radwegenetz wird damit wirklich erweitert und bereichert.

nun geh ich mal schlafen und bin gespannt, was die beine der familie morgen sagen ;-)

Samstag, 19. Juni 2010

kastanien-entwarnung

heute traf ich zufällig den neuen hausbesitzer und sprach ihn kurz wegen der kastanie hinterm haus an.
insbesondere informierte ich ihn, daß der baum nicht krank ist.

zu meiner großen erleichterung scheint er ein vernünftiger mann zu sein.
ein gesunder baum sei doch sehr viel wert, meinte er.
o-ton: " der ist doch mindestens 80 jahre alt!"

jippiyeah!

(und außerdem ist er eine sympatische erscheinung: helllila pullover, graue strubbelhaare, freundlicher blick, klare worte. er hat schon mehrere immobilien, ist also kein neuling, der sich verkalkuliert haben könnte, kennt sich aus mit dem was er verlangen kann - mejner meinung nach ist es nicht wahrscheinlich, daß wir mit ihm unannehmlichkeiten bekommen - auch das ist eine erleichterung.)

Freitag, 18. Juni 2010

kindheitsträume




... gehen manchmal erst später in erfüllung.




herr siebensachen hat geburtstag!

(und nein, das ist kein sonnenschein auf dem globus.
das ist licht + schatten von innen, als anzeige für die tag- und nachtverhältnisse. das gestreifte ist die dämmerungszone.
außerdem unten am globusfuß zu sehen: eine jahresskala, auf der jeder beliebige tag im jahr eingestellt werden kann. der globus zeigt dann die lichtverhältnisse des entsprechenden tages.
und auf dem querring um den äquator ist die jeweilige uhrzeit ablesbar.)

((wußtet ihr, daß die dämmerung drei stufen hat? ich nicht.
1. die 'bürgerliche' dämmerung *brüll*
die zeit, für die nach dem untergang der sonne
die bezeichnung 'tageslicht' noch zutrifft
2. die 'nautische' dämmerung
diese endet dann, wenn der horizont nicht mehr erkennbar ist
3. die 'astronomische' dämmerung
wird bis zu dem zeitpunkt gerechnet, an dem keinerlei reflexe des sonnenlichtes den nachthimmel mehr aufhellen.))

Donnerstag, 17. Juni 2010

wm


hier kein fussball,
niemals nicht.

(zu den vielen siebensachen in unserem leben gehört ganz bestimmt kein fussball, wenn auch herr s. schonmal in ein spiel reinläuert. dann aber sind die favoriten italiener ;-) )

Mittwoch, 16. Juni 2010

seufzen oder lieber schreien?


gestern abend erfuhr ich durch die unterhaltung zweier hausbewohnerinnen im treppenhaus, daß sie ernsthaft das fällen der alten kastanie hinterm haus vorantreiben. die wäre ja sowieso schon seit jahren krank, das ehemalige hausverwalter hätte ja nie was getan etc pp.

der baum ist nicht krank, er wird bloß jedes jahr wieder - wie die meisten anderen kastanien auch - von miniermotten befallen, was dann zur folge hat, daß die blätter früher gelb+braun werden und sehr frühzeitig abfallen.

nur im nebensatz und wohl auch nur untereinander erwähnen die beiden, daß sie 1. mehr licht in ihren wohnungen haben wollen und 2. das mühselige laubkehren leid sind. ja ok, sie sind beide in den 60ern, ich kann verstehen, daß es ihnen eine last ist, darüber könnte mensch ja reden. aber licht? sie habens verhältnismäßig hell, dort im 1. und 2. stock, bei uns unten ist es viel dunkler. trotzdem will ich nicht den baum absägen lassen und dann auf die häuser gegenüber schauen müssen. ich liebe den grünen ausblick hier, auch wenn ich im sommerhalbjahr tags licht anmachen muß.

und außerdem hack ich mir ja auch nicht den kopf ab, nur weil ich läuse hab.

es ist zum haareraufen!

nun werde ich wohl (als ob sonst nicht genug wäre) kontakt mit dem neuen hausbesitzer aufnehmen müssen und ihm ein wenig auf die sprünge helfen.

(eine baumschutzsatzung gibt es hier in dieser stadt nicht, die wurde vor ein paar jahren gekippt - und seitdem reihenweise gesunde große alte bäume gefällt - nur weil sie irgendwem im weg waren)
 
nachtrag:
und außerdem kann ich solche gespräche und auseinander-
setzungen überhaupt nicht leiden, mir schießt das adrenalin schon in die adern, wenn ich nur dran denke...

Dienstag, 15. Juni 2010

es war einmal...

 (in gedanken an frau kirschkernzeit)

...ein grüngeblümter bettbezug im kleiderlager
(das, was in der schweiz und anderswo so schön 'brockenhaus' heißt)

den sah frau siebensachen und wußte:
"da ist ein rock drin. der weiß es boß noch nicht!"
gesagt - getan.

und weils so schön war und die farbe perfekt passte,
kam die alte schon fransende wolljacke
auch unter die nähmasch und wurde repariert aufgehübscht.

und dazu
grüne schuh'


mensch bin ich retro...
;-)

Mittwoch, 9. Juni 2010

im gepäck einer neunjährigen


...befindet sich zur zeit dies:

das große kind ist auf klassenfahrt und hat im landschulheim hausbau-epoche (was das ist? >klick<).

ich bin gespannt, was genau die klasse baut, und auch, ob das kind wohl mama's tochter ist ;-) 
(denn ich bin leidenschaftliche selbermacherin. allerdings habe ich mit meiner handwerkerei erst im jugendlichen alter angefangen, als die schöne flohmarktlampe nicht funktionierte und ich unbedingt einen brettertisch haben wollte.)

und ich vermisse sie auch schon, nach erst 37 stunden...
 
ungewohnt ist es mit nur zwei kindern, den kleinen.
ich lerne die selbständigkeit der großen tochter ganz neu zu schätzen. im alltag steht - neben dem streit mit der nächstjüngeren schwester - oft ihr gemaule und ihr widerstand gegen das, was von ihr erwartet wird, im vordergrund.
da ist eine auszeit voneinander mal ganz heilsam ;-)

Montag, 7. Juni 2010

rotkehlchen-nistplätze


"rotkehlchen errichten ihr nest am boden unter wurzeln, in erdhalbhöhlen, an böschungen, in baumhöhlen, spalten und mauernischen"


...oder bei familie siebensachen im schuppenregal in 1,50m höhe... *seufz*

ich hoffe, daß es diesmal klappt mit dem brüten.
zwei nester mit gelege wurden dieses jahr schon verlassen aufgrund zu großer menschennähe (einmal bei uns, einmal direkt nebenan bei den gartennachbarn.)

wenn wir uns ruhig bewegen und dem regal nicht zu nahe kommen (was in einem kleinen schuppen, in dem sich auch die toilette befindet, schnell passiert), bleibt signora pettirosso still sitzen und beobachtet uns nur aufmerksam. aber ich hör ihr herzlein quasi bis zum hals klopfen vor aufregung.
zum glück sind rotkehlchen ja sehr neugierig uns nähern sich menschen oft sehr interessiert!


ich wünsch euch eine gute woche!


Mittwoch, 2. Juni 2010

worte mit bedeutung


in 'unserem' waldorfkindergarten gibt es nun im zweiten jahr ein kleinkindergruppe, die für kinder zwischen zwei und drei jahren gemacht ist. 4 - 6 kleine können dort, an eine große altersgemischte gruppe angebunden, ganz ihren bedürfnissen entsprechend und in aller ruhe betreut werden (wenn es denn sein muß). es gibt einen extraraum für die kleinen, in den sie sich zurückziehen können, wo sie spielen und essen, von wo aus sie ihre ersten erkundungen in den großen raum starten. und es gibt einen schlafraum für den mittagsschlaf mit 6 zauberhaften stapelbettchen, in denen die kinder geborgen tief und fest schlummern.

und weil in waldorfkindergärten die gruppen immer einen namen haben, wurde diese kleinkindergruppe die 'sternenkinder' getauft.

als wir uns vor einem jahr für unsere jüngste um eine platz beworben haben (weil ich im winter wieder mit der lohnarbeit beginnen mußte), habe nicht nur ich diesen namen angesprochen und auf seine andere bedeutung hingewiesen. die erzieherin meinte damals, hm, achso, ja, sie würde mal drüber nachdenken.

ein paar monate später, als unsere kleine dann dort anfing, fragte ich nochmal nach dem gruppennamen, da hieß es, naja, es wär nicht leicht gewesen einen namen zu finden, weil sie doch die noch bestehende verbindung der jungen kinder zum himmel gerne im namen hätten, und sie hätte jetzt kein problem damit, daß der name sternenkinder auch nnoch eine andere bedeutung habe.

da konnte ich nur schlucken und garnichts sagen.
doch es gärte in mir, gerade diese äußerung, sie hätten da kein problem mit, machte mich wütend (obwohl sie eigentlich eine sehr liebe und einfühlsame frau ist).
vor ein paar wochen überkam mich dann plötzlich mut und ich sagte ihr in einem gespräch, daß es ja schön und gut sei, daß sie kein problem damit habe, daß es aber sicherlich eltern gäbe, denen dieser name ein problem sei. zb mich. ('es' ist ja nicht allgemein bekannt im kindergarten und steht mir ja auch nicht auf der stirn geschrieben)

und letzte woche kam unerwartet ein rundbrief, in dem es ua hieß, daß die sternenkinder einen neuen namen hätten: sonnenstrahlen!
im rahmen der konzeptionellen weiterentwicklung und im hinblick auf eine waldorf-kleinkindtagung (jetzt im moment in dornach) hätten sie eben auch den namen neu bedacht.
da war ich dann doch gerührt und habe meine freude auch kundgetan.

 und wie so oft denke ich, wie schade, daß unsere nicht mehr auf dieser welt lebenden kinder für die gesellschaft ein so schwieriges thema sind, daß nichtmal ihre bezeichnung allgemein bekannt ist.