nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Freitag, 7. November 2014

wasmachicheigentlichdenganzentag?

es gibt ja diese aktion von frau brüllen, tagebuchbloggen am 5. jeden monats, um den alltag sichtbar zu machen.
vorgestern fiel mir ein, daß der 5. war, und zwei tage später schreib ich nun auf, was ich so am 5. gemacht habe.

gegen 5 klingelt der wecker zum ersten mal, weil herr siebensachen frühdienst hat. ich drehe mich um und schlafe wieder ein.
kurz vor halb 7 klingelt mein wecker, ich stehe auf und geh ins bad. toilette und kaltes wasser ins gesicht, eincremen. teewasser aufsetzten, kinder wecken. ab dann pendele ich zwischen küche und kinderzimmer hin+her, damit sowohl die kinder als auch das frühstück rechtzeitig fertig werden. die beiden jüngeren sind heute ungewohnt zankfrei, deshalb sitzen sie um
10 vor sieben am tisch und wir beginnen. ich streiche schulbrote und packe die dosen, esse eine birne und trinke die erste hälfte von meinem sojacino. dann stell ich mich an den herd und schnibbel zwiebel und wurzelgemüse, um damit eine schnelle rotelinsensuppe (mit ingwer und zitrone) für mein mittagessen zu kochen. die große tochter kommt dann auch mal ;-).
viertel nach 7 gehen die jüngeren ins bad zum zähneputzen, ich mach mich in der zeit frisch und ziehe mich an (wie gut, daß wir zwei bäder haben!). die suppe köchelt vor sich hin. bevor wir gehen, stell ich den herd aus und lasse die suppe zuende ziehen. wir sind echt früh dran heute.
7.30 gehen wir drei aus dem haus , die große tochter geht erst später los. ich begleite die jüngste bis über die unbeampelte strasse, den rest des schulwegs geht sie allein. ich gehe zurück.
7.50 treffe ich die große grad beim weggehen. verräume den frühstücksrest (einen teil hat die große tochter schon gemacht), fülle die suppe in den henkelmann, packe meine sachen und trinke tatsächlich im sitzen den wiedererwärmten rest meines sojacinos (und vergesse die kleine flamme vom gasherd auszumachen, wie mir herr siebenschen am abend berichtet. oh-oh.).
10 nach 8 verlasse ich das haus, gehe 10 minuten bis zum öpnv und fahre dann 20 minuten. nach weiteren 15 minuten fußweg bin ich dann bei der arbeit.

9.00 morgenbesprechung - wer ist in welcher gruppe, welche besonderheiten gibt es heute, extratermine und aktuelles werden bekanntgegeben.
9.15 bin ich in meiner heutigen gruppe, die ersten bewohnerInnen kommen. erstmal habe ich unterstützung vom bufdi, wir filzen mit den bewohnern stifte ein. um 11 wechselt der bufdi in einen andere gruppe, dafür kommt die kollegin, die heute später kommt und länger bleibt. nochmal eine stunde später geht sie zu einer besprechung, dafür kommt eine andere kollegin. (dieses hin+her find ich so anstrengend, es ist aber aus gründen unumgänglich.) zwischendurch ruft herr siebensachen an und sagt mir, wo er das auto abgestellt hat - er fährt von hier öffentlich weiter richtung heimat, damit ich auf der rückfahrt eine ladung kinder einsammeln kann.
um 12 wird der tisch gedeckt und das mittagessen aus der großküche geholt (alle tätigkeiten machen die bewohner mit mehr oder weniger begleitung und unterstützung von uns). meine suppe ist nicht mehr heiß, aber ich habe die gelegenheit verpasst, sie in einer nachbargruppe aufzuwärmen. sie ist aber auch so lecker! entspannt ist das essen trotzdem nicht, ständig braucht einE bewohnerIn unterstützung. danach abräumen, spülen, mittagspause der bewohnerInnen mit radio. die erste kollegin kommt wieder, jetzt sind wir zu dritt, bereiten dies und das vor. ich schreibe schonmal die tagesdokumentationen; falls noch ungewöhnliches passieren wird, kann ich das später kurz dazuschreiben.
13.20 fängt eine bewohnerin ausdauernd an zu schreien und sich den kopf zu schlagen, wir versuchen ihr zu helfen (von sanft gut zureden über händefesthalten bis viel wasser zu trinken geben). erst ablenkung in form von spülen bringt ruhe. danach kocht sie kaffee, der von allen schon erwartet wird. erneutes/weiteres schreien und schlagen *seufz*. wir bringen die arbeiten vom vormittag irgendwie zuende.
14.15 kommen die kollegen von der außenwohngruppe zur abholung, die andern bewohnerInnen bringen wir selber auf die wohngruppen im haus.
14.30 fängt unsere pause an. eine kollegin wartet schon an meinem auto, wir haben uns zum kaffeetrinken in einem feinen café verabredet. das ist sehr schön und entspannend, und wir erzählen uns die neuesten dönekes von unseren halbwüchsigen kindern.
15.05 müssen wir schon wieder los.
15.15: heute haben wir statt teamsitzung supervision. der anfang ist zäh, weil wir alle diesen irrelangen tag vor augen haben, aber dann kommen wir in fluß und es wird gut. wir arbeiten in kleingruppen, meine zum thema fürsorge/selbstfürsorge bei der arbeit. das ist erst schmerzhaft und bedrückend, dann löst es sich und wir werden konstruktiv.

18.00 ist die supervision zuende. ich fahre gemütlich durch die dunkelheit, lasse mich nicht vom baustellenstau stressen und komme trotzdem rechtzeitig auf dem reiterhof an. 4 mädels entern das auto und schnattern mich auf der rückfahrt voll. aber das mag ich sehr, sie sind untereinander so unbefangen und ich bekomme einen kleinen einblick in ihr leben.
19.00 bin ich mit der großen tochter zuhause. wir plündern die reste auf dem küchentisch. danach gehe ich noch zu den jüngeren, die gerade vom papa eine geschichte vorgelesen bekommen. weil es noch so früh ist und weil ich das abendliche vorlesen so mag, leiste ich keinen widerstand und lese eine weitere geschichte vor (aus dem buch "die turnachkinder"). schließlich ist aber ruhe, ich singe die schlaflieder und darf mich sogar noch ein wenig zur mittleren tochter legen.
gegen 20.00 komme ich mit kleinen augen aus dem kinderzimmer, räume die küche auf, lese mich durchs internet, trenne einen defekten reißverschluß aus dem rucksacke der ältesten und setze mich dann mit dem strickzeug zu herrn siebensachen vors sofa (ich sitze gern auf dem boden). im fernsehen läuft eine krimiwiederholung, jetzt beim zweiten sehen treibts mir den adrenalinspiegel nicht so in die höhe, sehr angenehm. gegen 23.00 putze ich mir die zähne, mach mir eine wärmflasche für die füße, dreh noch eine runde durch die kinderzimmer und gehe dann ins bett. nach drei seiten lesen mache ich das licht aus und schlafe schnell ein.
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das war einer meiner vollsten tage, und zwischendurch, als es mir fast zuviel wurde, dachte ich daran, daß es menschen gibt, bei denen viele tage so aussehen. ich bin wirklich froh und dankbar, daß ich das nur einmal in der woche habe und ansonsten entschleunigter lebe. das hab ich mir nach der kur im letzten jahr erarbeitet, damit es für mich gemächlicher und damit kraftschonender geht. auf diese weise schaffe ich es vor allem, geduldiger mit den kindern zu sein, was mir so wichtig ist.

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