nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Sonntag, 25. April 2010

24. april 2003


da gibt es etwas, das nur sehr wenige menschen in unserem aktuellen umfeld von unserer familie wissen.
nur familieangehörige und 'alte' freunde aus kinderlosen zeiten wissen es. unsere älteste tochter war damals gerademal 2 jahre alt. (fast) alle, die wir heute aus kindergarten und schule kennen, wissen nichts davon.
nicht, weil es ein geheimnis wäre. auch nicht, weil es zu schlimm für mich/uns wäre, darüber zu sprechen.
es ist einfach... so.
nur sehr selten kommt ein gespräch in die nähe dessen, so daß ich sagen könnte: " ja, wir auch.". im normalen kennenlernen, in begegnungen ist einfach nirgendwo der punkt zu sagen "ach übrigens, da war noch was ..."

und so wage ich jetzt sehr öffentlich etwas, was ich von angesicht zu angesicht erst sehr wenige male getan habe.
seit monaten beschäftige ich mich über verschiedene blogs wieder näher mit diesem thema, und das tut mir sehr, sehr gut. seit tagen trage ich mich mit dem gedanken, dies zu schreiben.
ich möchte jetzt nicht mehr nur an der bereitschaft anderer, sich mitzuteilen, teilhaben, davon 'profitieren'. ich möchte ein mosaiksteinchen dazulegen.

mir klopft das herz bis zum hals. doch es soll sein.
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heute vor sieben jahren kam viel, VIEL zu früh unsere zweite tochter selma zur welt.

sie mußte wegen massiver unterversorgung in der 27. ssw per notkaiserschnitt auf die welt geholt werden.
sie war keine 30cm groß und wog nur 630g.
ihr gehirn war schwer geschädigt durch sauerstoffmangel vor, während und nach der geburt.
sie konnte nicht allein atmen, sich nicht bewegen, nicht schlucken, nicht saugen, nicht husten.

und doch tat sie, was niemand für möglich hielt: sie lebte!

nach vielen tagen öffnete sie die augen.
nach vielen wochen atmete sie ohne maschinen.
nach vielen monaten durfte sie nachhause.

doch ohne maschinen konnte sie nicht leben: ein atmungsüberwachungsmonitor, eine ernährungspumpe sowie ein absauggerät verwandelten unsere wohnung in eine kleine intensivstation. 

immer wieder mußte sie ins krankenhaus, weil sie milch in die lunge bekam, die sie nicht abhusten konnte.
eine lungenentzündung folgte der nächsten.
und nach achteinhalb monaten hatte sie keine kraft mehr zum leben.


....und mir fehlt ein schluß...

14 Kommentare:

  1. Ich danke dir von Herzen für dein Vertrauen...
    (der Schluss wird sich zeigen!)

    Umarmung

    Christina

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  2. Du Liebe
    wenn Worte fehlen, würde man jemanden gerne einfach in den Arm nehmen, heute, an diesem so besonderen Tag. Ich bin überzeugt, dass du Selma, dir und deiner Familie ein ganz besonderes Geschen machst, wenn du über die kurze gemeinsame zeit mit eurer Tochter und Schwester zu sprechen beginnst. Sie wird noch einmal die Augen öffnen, wird noch einmal zu atmen beginnen, in deinem klopfenden Herzen.
    Danke für dein Vertrauen in jene, welche hier mitlesen. Ich denke, wir werden dich sorgsam tragen, wenn dir die Worte und Schluss und Anfang fehlen. Die gibt es ja alle gar nicht wirklich, sie helfen wohl tragen, aber sie sind nie selber das, was sie tragen.
    Einen frohen Sonntag voller siebenjähriger Erinnerung und verwandeltem Schmerz wünsche ich euch

    Gabriela

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  3. Zuerst muß auch ich Dir für Dein Vertrauen danken. Manchmal tut es gut zu reden oder zu schreiben, wenn man das Gegenüber nicht sieht, man läuft ja hier auch nicht Gefahr, daß man ständig unterbrochen wird. Ich habe meine Schwester verloren, die ich gar nicht kannte, denn sie starb mit 4 Wochen, und ich wurde wrst knapp 5 Jahre später geboren. Aber meine Mutter redete oft mit mir über sie, und es tat uns beiden gut. Wenn Du magst, dann schau mal, was ich dazu geschrieben habe, es ist mein Post vom 12.02. und heißt Sinnfragen. Ich nehme Dich jetzt einfach in den Arm, ganz liebe Grüße, die Christiane

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  4. Wollte mich als Leserin registrieren, aber da steht nur "Leser", aber Du hast das Gadget nicht drin, also kann man es gar nicht. l.G. Christiane

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  5. Danke, für dein Vertrauen.

    Ein wunderschönener Name für ein besonderes Kind.

    Liebe Grüße
    Beatrice

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  6. Danke, für das Vertrauen, dass Du in uns setzt.
    Ich hoffe und wünsche mir, dass Du Dich durch uns(Deine Leser) ein bißchen getragen fühlst.

    Ich wünsche Dir in dieser Phase des Erinnerns und Öffnens innige und tiefe Momente mit Selma - sie wird Dich auch tragen, viel mehr wie alle anderen in der Lage sind. Sie ist das Licht, und die Liebe die leuchten.

    Herzlichst
    C.

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  7. Ich finde es auch sehr mutig von dir es hier zu schreiben, aber ich denke auch eine Chance, denn es ist ein heikles Thema, das andere (ich) so ohne weiteres nicht anschneiden. Da ich dich ja nun (ein wenig) kenne, weiß ich natürlich, dass es da "was" gibt, ein Bild auf der Fensterbank etc...aber eigentlich weiß ich über Selma nur, was mir ihre große Schwester mal erzählte (von sich aus). Und das tut sie durchaus und berichtet recht sachlich was sie so weiß. Ich habe mich schon oft gefragt, ob ich mal nachhaken soll bei dir, habe es aber bislang nicht gemacht, weil ich eben auch unsicher bin, ob ich evt. irgendwelche Wunden aufreisse oder wie ihr damit eben so umgeht und wollte es auch nicht als pure Neugier verstanden wissen.
    Vielleicht magst du ja bei unserem anvisierten Kaffee mal davon erzählen?
    Ich bewundere jedenfalls Deine Kraft mit einem solchen Schlag fertig zu werden und den Mut danach nocheinmal das Risiko einer neuen Schwangerschaft einzugehen.
    Und drück dich virtuell jetzt auch einmal....

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  11. Sorry, hatte heut irgendwie technische Probleme...

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  12. kuckuck pollonia,
    (immernoch seltsam, dich so zu nennen)

    du SOLLST nicht fragen, aber du DARFST :-).

    wie das große kind damit umgeht, trifft eigentlich genau unseren umgang mit der situation (denn von uns hat sie es ja ;-) ): offen und ehrlich, ohne geheimnisse.
    schwierig (und manchmal einsam) wird es eigentlich nur dadurch, daß andere/außenstehende sich nicht trauen, nachzufragen.
    und wenn es grad nicht passt, hab ich ja einen mund, das zu sagen.

    das risiko bestand übrigens nicht in der schwangerschaft, sondern im autofahren! (denn die ursache der unterversorgung lag in einem autounfall). von daher war ich nicht sehr mutig.

    grüße übers tal hinweg!

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  13. du liebe,

    hab dank! für dein dich-öffnen, dein uns-mitnehmen auf deinem weg, dein uns-teil-haben-lassen am leben deiner familie.

    ich freue mich so sehr, dass wir uns über's allgäu (ja, das war's - weißt du noch?) kennen gelernt haben - ein besonderer ort für besondere begegnungen.

    sei einfach umarmt. fest und herzlich.

    und hab weiterhin kraft und mut für all deine sieben sachen.

    alles liebe

    von s.

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  14. das, liebe frau siebensachen, lese ich erst heute. und es schnürt mir die kehle zu. aber es ist gewiss ein wenig heilsam, diese trauer zu artikulieren, ihr raum zu geben und an das kleine Mädchen, das nur so kurz bei euch weilen durfte und das ihr nur so kurz erleben durftet, zu erinnern. schön auch, dass sie immer mit der kleinsten tochter verknüpft sein wird.
    wie nah großes leid und große freude beieinander liegen.
    danke, dass du das erzählt hast. die kleine selma wird immer ein teil von dir sein.

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