nicht müde werden sondern dem wunder leise wie einem vogel die hand hinhalten. (hilde domin)

Freitag, 9. September 2011

vom loslassen

seit vorgestern hab ich nun ein zweites schulkind.
bei aller vorfreude fiel es ihr dann doch schwer, sie klammerte sich mit armen und beinen an mich, und so mußte ich sie schlußendlich bis in die klasse begleiten und eine viertelstunde dortbleiben. dann aber war ihre aufmerksamkeit so vom geschehen gefesselt, daß ich unbemerkt hinausschlüpfen konnte. beim hinauskommen dann war sie stolz und zufrieden, und heute (mit dem papa) ging es schon viel besser.

mir blieb bei der einschulungsfeier die tränenreiche rührung erspart, weil ich durchs gebraucht-werden abgelenkt und beschäftigt war. am abend vorher aber - da saß ich am bett des schlafenden kindes und ließ die jahre in gedanken vorüberziehen. ihre rasante geburt, die glückseligkeit der ganzen familie über ihr da-sein, wie sich schon mit wenigen monaten ihr ausgeprägter, lautstarker wille ankündigte, das erste jahr, ihre unbändige lebensfreude, die ersten worte und sätze - eine lange reihe intensiver bilder stiegen aus der erinnerung auf, und ich saß das und ließ meine tränen auf ihr kissen tropfen.

ach, mein kleines ist jetzt groß! (naja, ein bißchen ;-) )

und so erstaunlich es klingt, heute, nach dem zweiten schultag, wirkt sie größer und reifer als noch vor drei tagen!

Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber.
Sie kommen durch euch, aber nicht von euch,
Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken,
Denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen,
Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen.
Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden.
Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit,
und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen.
Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein;
Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.

Khalil Gibran, arabischer Dichter, 1883-1931
*************

ich sitze mit einem schluck rosé am offenen fenster.
es ist schon lang dunkel, und draußen zirpen grillen.
morgen wird es nochmal sonnig und warm,
und ich geh in den garten und auf den zöppkesmarkt!

einen frohes altweibersommerwochenende wünsche ich euch!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen